Hilary Mantel – Der Hilfsprediger

„Der Hilfsprediger“ von der Booker-Preisträgerin Hilary Mantel ist eine äußerst amüsante Abrechnung mit der Kirche und ihren Ritualen, aber auch mit dem Versuch sie irgendwie an das „moderne“ Leben anzupassen.

Wir befinden uns in den 50er Jahren in einem kleinen Nest namens Fetherhoughton, irgendwo im Norden Englands. Die Menschen, also eigentlich die Männer des Örtchens, verdienen ihren Lebensunterhalt in den Webereien des Umlands, während ihre Frauen vergeblich versuchen, die ärmlichen Häuser wohnlich zu machen. Das Leben, insbesondere das religiöse Leben wird bestimmt von Aberglauben und Ignoranz. Der örtliche Pfarrer hat seinen Glauben an Gott schon lange verloren und damit dies nicht bemerkt wird, hält er seine Predigten auf Lateinisch. Es ist letztendlich auch völlig egal, was den Menschen erzählt wird, sie haben für alle Gelegenheiten ihren jeweiligen Heiligen und das genügt. Dem Bischof ist dieses seltsame Treiben ein Dorn im Auge, er möchte die Kirche modernisieren. Die Heiligen, die allesamt im Kirchengebäude ihren Platz behaupten, sollen verschwinden. Und ein Hilfspriester soll Vater Angwin dabei unterstützen. Als es nun eines dunklen, regnerischen Abends an Vater Angwins Tür läutet, steht dort ein jüngerer Mann in Priesterkleidung. Aha, der Hilfsprediger ist gekommen. Man bittet ihn herein und bewirtet ihn und nun nehmen so allerlei Veränderungen ihren Lauf. Der neue Prediger geht ganz offen auf die Gemeindemitglieder zu und sie sind allesamt verzaubert von diesem Menschen, an dessen Gesicht sich komischerweise niemand erinnern kann. Auch Vater Angwin öffnet sich ihm in nächtelangen Gesprächen. Bei einem guten Tropfen, komischerweise leert sich die Flasche nicht merklich, philosophieren die beiden über Glauben und Zweifel, Gut und Böse. Als Leser fragt man sich die ganze Zeit, ist dieser geheimnisvolle Fremde nun der Teufel? oder vielleicht ein Engel? Letztendlich ist es auch egal, denn die Menschen haben sich beinahe unmerklich verändert. Misstrauen und Ablehnung sind kein Thema mehr und man ist zusammengewachsen.

Mit sehr viel Wortwitz und herrlich absurden Dialogen nimmt diese sehr schwarze und sehr britische Komödie einen mit, in dieses kleine, verschrobene Dörfchen irgendwo im Niemandsland.