Die Eule – Eine Idee

„Bin ich ein Geist? O nein, meine Herren. Mitnichten. Ich bin nur eine Idee.(…) Am hellichten Tag Gestalt anzunehmen ist mühsamer für mich. In der übrigen gestaltlosen Zeit ruhe ich als Idee irgendwo aus. Wie die Eule auf dem Dachboden.“

Murakami „Die Ermordung des Commendatore I“

Bradley Somer – Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel

Heute möchte ich ein Buch vorstellen, das bereits im März 2015 im DuMont Verlag erschienen ist und seitdem zu einem meiner absoluten Lieblingsbücher gehört. In meiner Zeit als Buchhändlerin habe ich viele, viele Leser/innen davon begeistern können und somit muss es auch meinen sehr persönlichen Blog bereichern.

Wir sprechen über „Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel“ von Bradley Somer.

Ich habe hier ein Experiment gewagt und ein Bild, von all den vielen, die mir beim Lesen vor Augen standen, als Illustration zu Papier gebracht. Ich hoffe, dies ist nun der Beginn einer kleinen Reihe. Wir werden sehen, ob mir das auch bei anderen Titeln gelingt. Aber worum geht es denn nun in diesem Roman? Wir haben ein Hochhaus und wir haben den Goldfisch Ian, der in seinem Goldfischglas hoch oben auf der Dachterrasse im 27. Stock wohnt. Doch eines Tages springt er, ohne groß nachzudenken (denn Goldfische können nicht wirklich denken mit ihren winzigen Gehirnen) aus dem Glas in die Tiefe. Auf seinem Weg hinab ins Ungewisse, der in Wirklichkeit nur einen winzigen Augenblick dauert, machen wir jedoch in den diversen Stockwerken halt und werfen einen oder mehrere Blicke auf die Personen, die hier wohnen.

Da ist zum Beispiel Claire, eine junge Frau mit ausgprägten Phobien. Seit Jahren hat sie nicht mehr ihre Wohnung verlassen. Geld verdient sie mit Telefonsex und sämtliche Besorgungen erledigt sie am Computer. An diesem besonderen Tag jedoch, lässt die Welt sich nicht abschütteln und klopft in Form einer schwangeren Nachbarin, die dringend Hilfe benötigt, vehement an ihre Tür. Wird auch Claire diesen entscheidenden Sprung ins Ungewisse wagen und ihre Tür dem Leben öffnen? Diese Szene habe ich meinem Bild zugrunde gelegt. Es gibt jedoch einige Schicksale mehr, die uns Bradley Somer hier liebevoll und durchaus auch humorvoll beschreibt. Und es geht um nichts anderes, als darum, schaffen es die Protagonisten ihrem Leben eine Wendung zu geben, etwas zu wagen, was sie aus der sogenannten Komfortzone herausschleudert ins Leben hinein, mit ungewissem Ausgang, aber der Hoffnung auf ein Stückchen Glück?

Wir haben hier also ein ganz besonders schönes Buch über das Leben, über die Vielfältigkeit von Menschen und über den Mut, den man manches Mal benötigt, um seinen Weg in eine glückliche Zukunft zu finden.